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Was müssen junge Mechaniker lernen, um Oldtimer zu reparieren, die fast 100 Jahre alt sind? GO! hat beim Mercedes Classic Center über die Schulter geschaut.
Zwischen glänzendem Chrom und dem Geruch von Motoröl arbeiten im Mercedes-Benz Classic Center zwei Generationen zusammen: Rebecca, 30, und Claus, ein Veteran mit jahrzehntelanger Erfahrung.

Beide teilen eine Leidenschaft – historische Fahrzeuge erhalten und ihre Geschichten bewahren.
Faszination vergangener Technik
Rebecca Riedel arbeitet an Fahrzeugen, die längst Legendenstatus haben – wie einem Mercedes 500K Cabrio B, Baujahr 1935.
«Mich fasziniert die Technik der damaligen Zeit», sagt sie.

Besonders spannend findet sie, sich in die Köpfe der Ingenieure von damals hineinzuversetzen: «Sie hatten keinen PC, keine CAD-Programme. Alles wurde von Hand gezeichnet, Modelle gebaut, getestet – und trotzdem entstanden Meisterwerke.»

Ihre Leidenschaft begann in der Kindheit, als sie mit ihrem Vater an Autos schraubte. «Es kommt oft die Frage: ‹Warum machst du das?› Aber für mich war klar: Die Faszination für Technik und Geschichte hat mich nie losgelassen.»
Detektivarbeit statt Computerdiagnose
Während moderne Fahrzeuge oft per Laptop ausgelesen und repariert werden, geht es bei Oldtimern um Gehör, Gefühl und Erfahrung.

«Bei heutigen Autos steckt man den Stecker rein, liest den Fehler aus und tauscht das Teil», erklärt Rebecca. «Hier muss man hören, sehen, fühlen – und beim Fahren merken, wie alles zusammenspielt. Das ist wie Detektivarbeit.»
Der Veteran und der Mythos
Claus Balle arbeitet seit Jahrzehnten an klassischen Mercedes-Modellen. Sein absoluter Liebling: der 300 SL, für ihn «der Sportwagen des Jahrhunderts».
«In unser Museum kommen eine Million Menschen im Jahr, um diese Fahrzeuge aus der Ferne zu sehen – ich darf sie fahren und daran arbeiten. Mehr geht nicht.»

Für Claus ist jedes Fahrzeug ein Unikat: «Man muss in so ein Auto ganz anders hineinhören als in ein modernes Fahrzeug.»
Seine Erfahrung ist oft entscheidend: «Manchmal tritt ein Fehler auf und ich denke: Das hatte ich doch vor 15 Jahren schon mal. Diese Erfahrung ist Gold wert.»
Wissen für die nächste Generation
Damit diese Fähigkeiten nicht verloren gehen, gibt Claus sein Wissen an junge Kolleginnen wie Rebecca weiter. «Diese Fahrzeuge wird es auch in 100 Jahren noch geben. Deshalb ist es wichtig, dass wir den Nachwuchs mitnehmen und in die alte Technik einweisen.»

Rebecca weiss den Erfahrungsschatz zu schätzen: «Dieses Feingefühl kann man aus keinem Buch lernen.»
Mechanik statt Elektronik
Die Ausbildung heutiger Mechatroniker ist stark auf Elektronik und Diagnosegeräte ausgerichtet.
«Mechanik kommt oft zu kurz», sagt Claus. Deshalb will er jungen Leuten auch das Fertigen von Dreh- und Frästeilen nahebringen – Handwerk, das bei historischen Fahrzeugen unverzichtbar ist.
Schätze erhalten – für die Zukunft
Claus freut sich, dass es Nachwuchs wie Rebecca gibt: «Ich ziehe den Hut vor ihr. Ich kann nur appellieren an die jüngere Generation, solche Schätze zu erhalten.»

Rebecca sieht es ähnlich: «Ich finde es schön, dass man dazu beiträgt, dass Fahrzeuge aus einer fast vergessenen Zeit wieder strahlen können – so wie damals.»
Solange es Enthusiasten gibt, die hören, spüren und tüfteln wollen, werden die Klassiker von gestern auch die Autofans von morgen noch begeistern.