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Ein platter Reifen ist lästig, aber keine Seltenheit. Laut TCS ist er in der Schweiz mit 17,9 Prozent die zweithäufigste Pannenursache.
Während man früher kurzerhand das Ersatzrad montierte und weiterfuhr, ist das heute nicht mehr so einfach möglich.
«Der Hauptgrund ist, dass man keinen Platz mehr hat im Kofferraum», sagt Reto Blättler, Reifen-Experte beim TCS. «Heutzutage haben wir 16, 20 oder sogar 22 Zoll grosse Reifen – bei so einem grossen Ersatzrad hat kein Kofferraum mehr Platz.»
Auch kleinere Noträder, die nur für kurze Strecken gedacht waren, verschwinden zunehmend. Denn moderne Autos mit zahlreichen Sensoren und Assistenzsystemen lassen sich nicht mehr einfach mit einem kleineren Rad bestücken.
«Man kann dem Auto eher einen Schaden zufügen, wenn man ein zu kleines Rad verwendet», erklärt Blättler. «Daher kommen wir auch von den Noträdern weg.»
Reparatur-Kits als Kompromiss
Die Lösung vieler Hersteller heisst heute Reifen-Reparatur-Kit. Dieses besteht meist aus einem Kompressor und einer Flasche mit Dichtmittel, die über das Ventil eingefüllt wird.
Das spart Platz und Gewicht. Doch ein Allheilmittel ist das nicht.
«Ein Reifen-Kit ist kein Ersatz für ein Ersatzrad», warnt der Experte. «Grössere Löcher kann man damit nicht reparieren. Und wenn die Seitenwand beschädigt ist, zum Beispiel durch einen Randstein, funktioniert das Mittel gar nicht.»
Zudem ist die Anwendung oft nur eine Zwischenlösung – quasi ein Pflaster, um zur nächsten Werkstatt zu kommen.
Im Ausland können solche Kits aber hilfreich sein, wenn man nicht lange auf die Pannenhilfe warten will. «Je nach Region hat man damit eine Möglichkeit, vorübergehend weiterzufahren», so Blättler.
Kompressor statt Spraydose
Beim Kauf solcher Sets ist jedoch Vorsicht geboten. Günstige Spraydosen aus dem Baumarkt oder Tankstellenshop funktionieren meist nur bei kleinen Reifen bis 16 Zoll.
«Wenn man auf die Strasse schaut, haben die meisten Autos aber grössere Reifen», sagt Blättler. «Dann hat man ein Problem. Die Dose bringt oft zu wenig Druck und zu wenig Füllmenge.»
Der TCS empfiehlt deshalb ein Set mit Leim und Kompressor. Diese sind für unterschiedliche Reifengrössen erhältlich und ermöglichen das richtige Aufpumpen, ohne dass man später zur Tankstelle muss.
Runflat und Seal – clevere Alternativen
Bei neuen Autos setzen Hersteller auch auf noch komfortablere Lösungen. Sie statten ihre Autos mit Runflat- oder Seal-Reifen aus.
«Runflats sind auf der Seite verstärkt», erklärt Blättler. «Wenn man Luftverlust hat, fährt man einfach auf der Seitenwand weiter – bis zum Garagisten.»
Seal-Reifen wiederum verschliessen kleinere Löcher automatisch. «Die Leimpaste ist bereits bei der Herstellung im Pneu integriert. Wenn ein Nagel eindringt, dichtet es von innen sofort ab.»
Beide Reifentypen sind zwar teurer, ersparen aber den Griff zum Reparatur-Kit oder Pannenset – und das Reserverad braucht man sowieso nicht mehr.
In der Schweiz reicht oft der Pannendienst
Wer in der Schweiz unterwegs ist, kann sich den Kauf eines Reifen-Kits allerdings meist sparen. Das dichte Netz an Pannenhilfe-Diensten sorgt rasch für Hilfe.
«Innerhalb kurzer Zeit kommt jemand vorbei und man hat eine Lösung», sagt Blättler.
Zudem kann das Reparieren mit dem Dichtmittel sogar teuer werden.
«Es gibt eine riesige Sauerei», sagt der Experte. «Das Mittel läuft aus dem Reifen über die Pneumaschine. Einige Garagisten verrechnen den Mehraufwand – das kann 50 bis 100 Franken kosten.»
Darum: Wer viel ins Ausland fährt, ist mit einem guten Reparatur-Kit mit Kompressor gut beraten. Für den Alltag in der Schweiz genügt aber meist ein zuverlässiger Pannendienst.








