Schau das Video
Man liest es überall: Chinesische Autobauer erobern die Weltmärkte. Doch in der Schweiz fristen die E-Fahrzeuge aus Fernost bislang ein Nischendasein.
Während Tesla alleine vom Model Y hierzulande über 6000 Fahrzeuge verkauft hat, schafften es Modelle wie der Voyah Free oder der Aiways U5 zusammen gerade mal auf nicht einmal 100 Stück.

Das soll sich nun ändern. 2025 wird laut Experten das Jahr, in dem die chinesischen Hersteller den Sprung aus der Nische schaffen wollen.
Mit Schwergewichten wie BYD, MG oder Leapmotor greifen nun Hersteller an, die nicht nur mit Kampfpreisen punkten wollen.
«Chinesische Produkte nach Europa zu exportieren, ist ein riesiger Ansehensgewinn für China», sagt Markus Rach, Marketing-Professor und China-Kenner, der selbst lange im Reich der Mitte gelebt hat.

«Vom Volumen her wird es wirtschaftlich kaum relevant sein, aber es ist ein Prestige-Eintritt. Image und Ansehen sind in China nach wie vor ein wichtiger Faktor.»
Leapmotor setzt auf Kampfpreise
Besonders aggressiv drängt Leapmotor in den Markt. Der Hersteller wurde erst 2015 gegründet. Er bietet Modelle in der Einstiegsklasse an, die vor allem mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugen sollen.
Der Kleinwagen T03 kostet knapp 17’000 Franken und konkurriert direkt mit Modellen wie dem Dacia Spring. Das Aushängeschild ist der Kompakt-SUV C10, der als Elektroauto oder mit Range-Extender für unter 36’000 Franken zu haben ist.

«In dieser Preisklasse bekomme ich ein absolut unschlagbares Paket von Leap», erklärt Rach.
Doch der Preiskampf birgt auch Risiken: «Ich erfülle damit fast schon die stereotypischen Vorstellungen der Konsumenten – ähnlich wie Temu. Langfristig muss aber das Produkt überzeugen, sonst kann man sich vom Stereotypen nicht lösen.»
MG und BYD – mehr als nur günstig?
MG, die britische Traditionsmarke, gehört seit 2007 zum chinesischen SAIC-Konzern und setzt ebenfalls auf Kampfpreise – allerdings leicht über Leapmotor angesiedelt.
Für unter 30’000 Franken gibt es Elektromobilität auf Mittelklasse-Niveau.

BYD wiederum ist in China die klare Nummer eins mit über vier Millionen Fahrzeugen pro Jahr.
«Was Preise angeht, kann BYD die ganze Bandbreite abdecken, vom niedrigen Einstieg bis zum absoluten Premium», so Markus Rach.
«Ich gehe stark davon aus, dass sie Produkte zu einer Qualität und zu einem technischen Standard anbieten werden, der neue Massstäbe setzt.»
Das Image entscheidet
Doch auch wenn der Preis ein Türöffner ist: Bei teureren Fahrzeugen zählt für viele Käufer vor allem das Image.
«Je höher der Preis, desto mehr wäge ich als Konsument ab. Bewege ich mich in der Mittelklasse oder im Premiumsegment, habe ich andere Ansprüche», erklärt Rach.

«Was neue Produkte immer mit sich bringen, ist ein gewisser Sexiness-Faktor», sagt der Marketing-Experte. «Je länger ich in einer Kategorie unterwegs bin, desto mehr suche ich nach einem Wechsel. Und das könnten durchaus chinesische Marken sein.»
Ob es gelingt, die Dominanz deutscher Hersteller im Schweizer Premiumsegment zu brechen? Der Erfolg von Tesla zeigt, dass es möglich ist – wenn man echten Mehrwert bietet.

Bei günstigeren Modellen fällt es den Kundinnen und Kunden leichter, neue Marken auszuprobieren.
Noch sind die China-Stromer bei uns selten – doch es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch sie ein grosses Stück vom Schweizer Auto-Kuchen wollen.