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«Das Cabriolet darf nicht sterben!»

Cabriofahren ist in der Krise – und doch gibt es nichts Vergleichbares: Warum es sich lohnt, das Offenfahren zu retten.

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Eigentlich wollte Sämi heute zeigen, wie schön Cabriofahren ist. Statt Sonne gibt’s Regen – typisch England, möchte man sagen.

Aston Martin
Sämi fährt den Aston Martin Vantage Roadster auch bei englischem Wetter. Quelle: GO!

Trotzdem sitzt er im Aston Martin Vantage Roadster, mit offenem Dach, Hut auf und einer klaren Botschaft: «Die Engländer sagen ja immer: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung», lacht Sämi. «Also fahre ich trotzdem.»

Das Cabrio steckt in der Krise

Nicht nur die heutige Wetterlage ist schwierig – auch am Cabrio-Himmel sind längst dunkle Wolken aufgezogen.

Die Zahlen zeigen es deutlich: 2015 haben sich in der Schweiz noch 6440 Menschen ein Cabrio gegönnt, 2024 waren es gerade mal 3259. In rund zehn Jahren hat sich der Absatz damit halbiert.

Aston Martin
Ein Cabrio hat kein festes Dach, deshalb muss der Unterbau stabiler sein, was das Cabrio aber schwerer macht. Quelle: GO!

«Das Cabrio als Fahrzeugkonzept ist in der Krise», stellt Sämi fest.

Dabei liegen die Nachteile eigentlich auf der Hand – oder besser gesagt: auf der Waage. 

Ohne festes Dach muss der Unterbau stabiler werden, was das Auto schwerer macht. 

Beim Aston Martin Vantage etwa wiegt das Coupé 60 Kilo weniger als der Roadster. Auch beim Kofferraum muss man Abstriche machen: «Der Vantage hat etwa ein Drittel weniger Platz als Coupé.»

Die wahren Gründe liegen woanders

Doch das erklärt den Rückgang nur zum Teil. «Die Nachteile sind ja nichts Neues und können den Rückgang eigentlich nicht wirklich erklären», meint Sämi. 

Viel entscheidender ist der Preis: Neuwagen sind in der Schweiz in den letzten zehn Jahren im Schnitt fast ein Fünftel teurer geworden. Wer sich ein Auto leistet, überlegt sich zweimal, ob er ein Fahrzeug kauft, das in erster Linie Spass macht – und wenig praktischen Nutzen hat.

Aston Martin
3: Luxusmarken wie Aston Martin verkaufen mehr Cabrios, bei günstigeren Marken geht der Absatz aber zurück. Quelle: GO!

«Dass der Preis ein Faktor ist, sieht man auch daran, wie ungleich der Rückgang verteilt ist», erklärt Sämi. Luxusmarken wie Aston Martin verkaufen sogar mehr Cabrios als früher. 

Aber bei günstigeren Marken sieht es düster aus. VW, Opel, Fiat, Citroën oder Peugeot – einst hatten sie gleich mehrere offene Modelle im Angebot.

Mazda
Günstige Cabrios gibt es heute nicht mehr viele, der Mazda MX-5 ist einer von ihnen. Quelle: GO!

Heute ist bei vielen Schluss. Auch Audi und Lexus haben ihre Cabrios gestrichen, Mercedes und BMW haben das Angebot verkleinert.

SUVs klauen dem Cabrio das Image

Ein weiterer Grund für den Cabrio-Rückgang: das Image. Ein Cabrio steht für Freiheit und Abenteuer – Werte, die heute viele lieber mit einem SUV transportieren.

Jeep
Statt Cabrio fahren heute viele Leute lieber einen SUV. Quelle: GO!

«Viele Leute, die früher vielleicht ein günstiges, offenes Auto gekauft haben, kaufen sich jetzt einen SUV», sagt Sämi. «Man hebt sich ab, aber opfert keine Alltagstauglichkeit.»

Ein intensives Fahrerlebnis

Wer allerdings schon einmal offen gefahren ist, weiss: Ein SUV kann dieses Gefühl nie ersetzen. 

«Ein Cabrio ist eine viel intensivere Art der Fortbewegung», schwärmt Sämi. «Ich rieche, wie jemand grillt, höre, wie sich die Leute unterhalten oder die Vögel pfeifen. Das kann nur ein Auto ohne Dach.»

Aston Martin
Man riecht und man hört, das kann nur ein Auto ohne Dach. Quelle: GO!

Cabriofahren ist eben nichts für Objektiv-Rechner. «All die Dinge, die ich aufgezählt habe, sind keine objektiven Vorteile. Aber wer rein objektiv überlegt, kauft sich sowieso kein Cabrio. Das sind Autos für Geniesser.»

Der Vantage als Liebeserklärung

Genau so ein Auto ist der Aston Martin Vantage Roadster. «Die Leute, die einen Aston Martin kaufen, wissen schon, dass vielleicht ein Porsche moderner ist oder schneller auf der Rennstrecke. Aber es ist ihnen egal», sagt Sämi. «Weil ein Porsche klingt nicht so – und sieht auch nicht so aus.»

Aston Martin
Der Aston Martin Vantage hat zwar viel Leistung, beim Cabrio geht es aber nicht nur darum, findet Sämi. Quelle: GO!

Und ja, der Vantage hat Power: 665 PS aus einem Biturbo-V8, in 3,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h. «Aber wisst ihr was? Ich glaube, das ist gar nicht wichtig. Beim offenen Fahren geht es nicht um die letzte Sekunde. Es geht ums Geniessen. Das könnte auch mit 200 PS weniger Spass machen.»

Noch gibt es sie – aber nicht mehr lange

Klar, ein Aston Martin bleibt für die meisten ein Traum. Aber Sämi hat eine Botschaft: «All die Dinge, von denen ich geschwärmt habe, die bekommt man auch für ein Zehntel des Preises. Es gibt sie noch, die bezahlbaren Cabrios – nicht mehr viele, aber es gibt sie.»

Aston Martin
Der Aston Martin Vantage hat zwar viel Leistung, beim Cabrio geht es aber nicht nur darum, findet Sämi. Quelle: GO!

Sein Rat: «Wenn ihr Lust darauf habt, wartet nicht zu lange. Sonst verschwinden auch die allerletzten günstigen Modelle. Oder ihr spart halt auf den hier», sagt er grinsend und klopft aufs Lenkrad seines Vantage Roadster. «Dauert vielleicht etwas länger – aber es lohnt sich.»