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Die 24 Stunden von Le Mans ist das wohl berühmteste Langstreckenrennen der Welt. Seit über 100 Jahren kämpfen Hersteller auf dem Hochgeschwindigkeitskurs in Frankreich um den prestigeträchtigen Sieg.

Doch warum eigentlich? Warum geben Automobilkonzerne Millionen für ein Rennen aus, das auf den ersten Blick wenig mit ihren Serienfahrzeugen zu tun hat?Jean-Marc Finot ist der Motorsport-Verantwortlicher beim Stellantis-Konzern, der mit Peugeot in der höchsten Kategorie antritt. Er erklärt es so: «Natürlich ist es für uns von Peugeot Motorsport eine Leidenschaft. Trotzdem geht es zuallererst um das Geschäft. Motorsport ist ein Marketing-Werkzeug, um die Marke bekannter zu machen.»
Marketing oder Techniklabor?
Nicht nur Finot sieht den Motorsport als wichtigen Baustein der Markenstrategie, auch Motorsportexperten teilen diese Meinung. Der Schweizer Max Welti, der Le Mans in verschiedenen Funktionen gewonnen hat, betont: «Der Grund, warum man Rennsport macht, ist ein Marketing-Grund, ein Unterhaltungsgrund und letztendlich auch ein technischer.»Die Rennfahrzeuge sollen nicht nur schnell sein, sondern auch zur Entwicklung von Serienautos beitragen.

Finot beschreibt den Rennsport als ein «Technik-Labor». Hier werden Hochleistungsbatterien entwickelt, die später in Serienfahrzeugen eingesetzt werden könnten.
«Es ist ein Technik-Labor. Wir haben hier eine Hochleistungsbatterie, die sehr schnell lädt und rekuperiert. Dies wird das Schnellladen in den Strassenautos der Zukunft verbessern.»
Doch wie realistisch ist dieser Technologietransfer? Der Le-Mans-Fahrer Nico Müller meint dazu: «Natürlich ist hier alles auf Performance ausgelegt. Das hat absolute Priorität. Und manchmal geht man auch über das Limit hinaus. Auf der Strasse wird das Ganze natürlich dann auf Langlebigkeit ausgelegt.»
Extremer Stresstest für Technik
Trotz der Unterschiede zwischen Renn- und Serienfahrzeugen sieht Welti klare Vorteile im Motorsport.
«Dort werden diese Hybridkomponenten in einer Art und Weise beansprucht, die nicht alltäglich ist», sagt er. Le Mans sei ein extremer Belastungstest, bei dem die Autos zwei Drittel der Zeit mit Vollgas fahren und Geschwindigkeiten von bis zu 350 km/h erreichen.

Wenn dabei etwas hält, sei das ein wertvoller Erkenntnisgewinn für die Serienproduktion.
Motorsport als Marketingplattform
Neben der technischen Entwicklung spielt auch der Marketingaspekt eine zentrale Rolle. Finot erklärt: «Wir haben uns für die Langstreckenmeisterschaft entschieden, weil die Sichtbarkeit und der Gegenwert hier stimmt.»
Besonders das 24-Stunden-Rennen von Le Mans bietet eine weltweite Plattform, um die Marke zu präsentieren.

Selbst für eine Marke wie Peugeot, die eher Mittelklassefahrzeuge als Sportwagen verkauft, ist der Rennsport ein wichtiger Bestandteil der Marketingstrategie.
Welti ist überzeugt, dass auch günstigere Marken vom Motorsport profitieren können: «Es gibt keine andere Marketingplattform für einen Automobilhersteller, die näher am Kerngeschäft dran ist, als der Motorsport.»
Le Mans als Fundament für Serienautos
Am Ende bleibt die Frage, inwieweit der Rennsport tatsächlich Auswirkungen auf die Serienproduktion hat.
Sicher ist, dass der Motorsport eine Art Grundlagenforschung für die Automobilindustrie darstellt, die langfristig in die Entwicklung der Serienautos einfliesst.

Der Glanz der grossen Bühne von Le Mans überträgt sich auf die Marke. Der Kunde soll sich so genau jene Fahrzeuge entscheiden, die sich auf der Rennstrecke bewährt haben.