Schau das Video
Die G-Klasse ist ein Kultauto. Doch nun gibt es sie auch als Elektroversion – eine Kombination, die auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint.

Mercedes versucht, das legendäre Design zu bewahren und gleichzeitig eine nachhaltige Antriebsform zu integrieren. Doch funktioniert das wirklich?
Die Schweiz liebt die G-Klasse
Bevor man diese Frage beantwortet, lohnt sich ein Blick auf die Beliebtheit des Fahrzeugs in der Schweiz. Laut Sämi ist die G-Klasse hier besonders gefragt:
«In der Schweiz ist der Schnitt deutlich höher als im Rest von Europa. Typisch Schweiz: 60% davon sind die AMG-Version. Also die allerteuerste Topmotorisierung.»

Die Schweizer schätzen also nicht nur die G-Klasse selbst, sondern besonders die stärkste und teuerste Variante. Warum? Sämi hat eine Theorie:
«Ich glaube, der Hauptgrund ist das Aussehen. Die G-Klasse sieht gewaltig aus, wie eine Burg auf Rädern. Und Mercedes weiss das auch und darum sieht die elektrische G-Klasse eigentlich genau gleich aus wie der Verbrenner.»
Aerodynamik – der grösste Feind
So bleibt die charakteristische kantige Form auch bei der Elektroversion erhalten. Das stellt jedoch ein Problem für die Effizienz dar.
«So ein kantiger Charakterkopf wie der hier hat eine katastrophale Aerodynamik. Und Mercedes versucht das mit vielen Massnahmen etwas zu verbessern. Die Haube ist zum Beispiel höher, damit die Scheibe besser angeströmt wird. Aber ja, die Aerodynamik wird so nicht gut, einfach weniger schlecht.»

Diese schwache Aerodynamik sorgt für einen hohen Verbrauch – trotz einer riesigen 116-kWh-Batterie liegt die WLTP-Reichweite nur bei 473 km. Sämi zieht einen Vergleich:
«Der Spender dieser Monsterbatterie, die Limousine EQS, hat auch Allrad, hat praktisch gleich viel Leistung, ist aber viel windschlüpfriger und hat fast die doppelte Reichweite.»
Energiehunger mit Folgen
Dass eine G-Klasse nicht sparsam ist, ist keine Überraschung. Doch während es beim Benziner nur bedeutet, öfter zu tanken, bringt es beim Elektro-G noch eine zusätzliche Herausforderung mit sich:
«Beim Elektroauto heisst ein hoher Verbrauch öfter Laden, Langstrecken besser planen und schlussendlich Flexibilität und Zeit opfern. Das macht niemand gerne, und ich denke, Leute mit viel Geld erst recht nicht.»

Für Käufer mit prall gefülltem Konto ist der Mehrverbrauch eines Benziners kein Problem – beim E-Modell hingegen ist die Ladeinfrastruktur entscheidend.
Offroad bleibt Offroad
Trotz des Elektroantriebs bleibt die G-Klasse ein echter Geländewagen. Mercedes hat darauf geachtet, die Offroad-Fähigkeiten beizubehalten – und sogar neue Technologien integriert:
«Das ist nicht einfach ein höhergelegter Kombi, so wie ganz viele SUVs, sondern ein echter Geländewagen mit Leiterrahmen und einer Starrachse hinten.»

Durch die vier Elektromotoren benötigt der G keine sperrbaren Differentiale oder eine Low-Range-Übersetzung mehr – stattdessen wird das elektronisch geregelt. Das macht ihn zu einem der technisch beeindruckendsten Geländewagen auf dem Markt.
Stark aber schwer
Mit 432 kW (588 PS) ist der elektrische G stark, aber nicht überragend, vor allem im Vergleich zu anderen Elektro-SUVs:
«Das ist zum Beispiel deutlich weniger als ein günstigeres Model X Plaid von Tesla hat.»
Doch wo die Leistung im Mittelfeld liegt, schlägt das Gewicht alle Rekorde. Die Elektro-G-Klasse bringt satte 3.085 kg auf die Waage:
«G steht halt auch für Gewicht und beim Elektro-G ist es nochmals extremer.»
Die massiven Batterien und der robuste Leiterrahmen machen ihn nochmals schwerer als die ohnehin schon massiven Verbrenner-Versionen.
Luxus hat seinen Preis
Günstig war eine G-Klasse noch nie, und das ändert sich auch mit der Elektroversion nicht.

«Die Elektroversion fängt bei etwa 163’000 Franken an, die Edition One, die wir hier fahren, mit viel Ausstattung kostet über 210’000 Franken.»
Für eine eher bescheidene Reichweite ist das eine gewaltige Summe.
Fazit – eine G-Klasse bleibt eine G-Klasse
Ob die Elektro-G-Klasse wirklich Sinn macht, bleibt fraglich. Doch für Sämi ist klar:
«Aber wisst ihr was? Das ist völlig egal, glaube ich zumindest. Diese Kunden wollen eine G und vielleicht kaufen sie ihn mit Elektroantrieb.»

Für eingefleischte Fans der G-Klasse, die in der Stadt unterwegs sind, könnte die Elektroversion dennoch die bessere Wahl sein – zumindest ist sie lokal emissionsfrei.