Tesla und andere versprechen baldiges autonomes Fahren, aber wie realistisch ist das? Professor Raphael Murri sagt, wie nahe wir dem Autopiloten sind.
- Aktuell befinden wir uns auf Level zwei des autonomen Fahrens.
- Vollständig autonome Systeme befinden sich noch in der Pilotphase.
- Die aktuellen Herausforderungen sind menschliche Unvorhersehbarkeiten und das Wetter.
Wann kommt der Autopilot? Der Experte antwortet auf die wichtigsten Fragen.
Die Automobilindustrie behauptet seit einiger Zeit, dass wir kurz vor dem Durchbruch zu vollständig autonomen Fahrzeugen stehen.
Elon Musk von Tesla prophezeit sogar, dass seine Autos bald keinen Fahrer mehr benötigen würden.
Allerdings ist diese autonome Zukunft bis heute nicht eingetreten, weder bei Tesla noch bei anderen Marken.
Professor Raphael Murri von der Fachhochschule Bern ist nicht überrascht.
Autopilot ist ein Marketing-Trick von Tesla
«Das war vor allem das Marketing, das der Technik meilenweit voraus war», erklärt Murri.
Die autonome Technologie hat zwar Fortschritte gemacht, doch wir sind noch nicht dort, wo wir laut der Vorhersagen sein sollten.
Aktuell befinden wir uns in der Phase des «Level zwei» autonomen Fahrens.
Heute befinden wir uns auf «Level zwei»
Hierbei assistiert das Auto dem Fahrer, der jedoch jederzeit eingreifen können muss.
Das «Level drei», bei dem das Auto auf der Autobahn völlig selbstständig fährt, gibt es nur in wenigen Pilotprojekten.
Die Fachhochschule Bern hat ein interessantes Projekt durchgeführt. Der autonome Personentransporter «Matte Schnägg» war zwei Jahre lang selbstständig in Bern unterwegs.
«Der fährt mit niedriger Geschwindigkeit und kann einfache Situationen gut meistern», erklärt Murri.
Herausforderungen für autonomes Fahren
Aber es gibt immer noch Hürden auf dem Weg zur autonomen Zukunft. Ein gutes Beispiel ist ein falsch geparktes Auto, das den Weg für das autonome Fahrzeug versperrt.
Murri veranschaulicht dieses Problem: «Ein vernünftiger Mensch würde sehen, dass die Strasse frei ist, und das Hindernis umfahren. Aber ein Fahrzeug, das programmiert ist, Gesetze einzuhalten, würde hier warten müssen.»
Aber das sind nicht die einzigen Herausforderungen.
Auch Mutter Natur kann den selbstfahrenden Fahrzeugen Schwierigkeiten bereiten.
Stellen Sie sich vor, Sie fahren bei Nacht im Schnee in die Skiferien.
Wenn der Radar durch Schnee bedeckt und daher blind ist, ist selbst die beste Software nutzlos.
Eine weitere wichtige Herausforderung ist die Kommunikation zwischen den Fahrzeugen.
Autohersteller arbeiten nicht zusammen
Für vollständig autonomes Fahren müssen Fahrzeuge kontinuierlich Daten untereinander austauschen. Hierbei stehen technische und marktwirtschaftliche Hürden im Weg.
«Hersteller, wie Tesla schauen sich nicht gerne in die Karten», meint Murri.
«Die Offenlegung der Kommunikation, wird sicher nicht heute oder morgen passieren. Aber es wird passieren müssen.»
Vollständig unabhängig vom Menschen zu fahren, davon sind wir noch weit entfernt. Möglich wäre in näherer Zukunft aber das teilautomatisierte Fahren.
Er betont: «Die Hersteller müssen bereit sein, hier Fortschritte zu machen. Sie müssen auch an der Kommunikation zwischen den Autos und der Infrastruktur arbeiten.»
Darüber hinaus spielt auch der Mensch eine wesentliche Rolle in der Umsetzung autonomer Fahrzeuge.
In 10 bis. 15 Jahren Realität
Der Verbraucher muss das Bedürfnis, die Akzeptanz und das Vertrauen in diese Systeme haben. Und zumindest anfangs muss er bereits sein, etwas mehr dafür zu bezahlen.
Murri schlussfolgert: «Diese Vision kann vielleicht in 10 bis 15 Jahren Realität werden, aber heute und morgen ganz sicher noch nicht».
Und damit meint der Experte auch Tesla.